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journalistische Seite von Sofie Stenzhorn

Königswinter, 23.01.2023


Die Welt fühlen


Ein Mensch wird geboren, süß, niedlich, mit wunderbarem Lachen,
aber bei Hunger und Windel nass und Durst mit entsprechendem Schreien.
Erst schläft er meist, im Schutz der Familie, ungestört, mit seinen Bedürfnissen und es geht ihm gut.
Er läuft barfuß und fühlt mit den Füßen alles, das Harte, das Weiche, den wunderbaren Sand, das warme und kalte Wasser, es geht ihm gut.
Er wächst, wird zum Jungen oder Mädchen, die ersten Schuhe bekommt er und er läuft und läuft und fühlt die Sohle, die Innensohle.
Damit geht viel Fühlen verloren.
Das Fühlen wie bisher war weg. Das Fühlen der Strümpfe, der Sohle, immer angenehm, warm  und schützend.
Aber es wurde auch nicht mehr bemerkt, worauf man trat, z.B. wenn ein Regenwurm zertreten wurde, wenn ein wunderschönes Blümchen zerquetscht wurde, wenn also zerstört wurde, was vorher geliebt wurde.
Dann wurde Mensch zum Jungen oder Mädchen, lebte, wie gelernt, wie immer schon getan. Er oder sie wanderte gerne und ging mit Schuhen, sicher für ihn,mit tiefer Profilsohle er oder sie ging durch die Welt und sah mit den Augen, hörte mit den Ohren, roch mit der Nase, spürte mit der Haut, aber er spürte nicht, was er mit seinen Schuhen zerstörte. Und weil er es nicht spürte, sah er es nicht und machte einfach so weiter, wie immer eben.
Und dann wurde er  zum Mann, hatte  Freunde, sie diskutierten, die Welt gehe unter, das Klima sei zerstört aber er oder sie ging weiter durch die Welt in sicheren Schuhen. Und er oder sie fühlte weiter nicht, was er oder sie zerstörte.
Irgendwann, im Alter, taten die Füße weh, die Schuhe schmerzten, die Füße waren zu dick für die Schuhe, immer noch Schuhe mit dicker Profilsohle und er oder sie beschloß fortan barfuß zu gehen, die Schuhe stellte er in der Stadt auf einen Mülleimer, der gefüllt war mit viel Plastik und sonstigem Schrott.
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Und er ging barfuß und spürte viel intensiver, intensiver als je gefühlt.
Als er zum ersten mal aus versehen auf einen Regenwurm trat erschrocken nach unten sah, sah den Regenwurm sich vor
Schmerz winden, fing er an zu weinen, bitterlich zu weinen und er verstand.
Sein Verstand hatte endlich Anschluss an sein Gefühl gefunden und er konnte wieder leiden und sich freuen und er freute sich, dass er eine zweite Chance erhielt und er nutzte sie.
Nun begann er sich um die Rettung des Klimas mit zu kümmern.
Überall versuchte er oder sie die Wichtigkeit der Verbindung zwischen Kopf und Herz zu vermitteln.
Und so  müssen wir handeln, auf unser Herz hören und im Verstand die Verbindung finden.
Wer, wenn nicht wir, müssen die Welt retten, denn wir zerstören sie auch durch unsere Zivilisation. 
Unzivilisiert ist für die Welt viel besser, aber geächtet und verachtet. 
Irgendwann hat eine fürchterliche Werteverschiebung statt gefunden, der größte Wert ist der Geldwert.
Dafür bekommt man alles, nur keine Gefühle, die helfen die Welt zu retten.




 
 
 
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